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Die von den britischen Behörden unmittelbar nach dem Ende der Feindseligkeiten in Europa organisierte Operation Backfire hatte das Ziel, die gesamte V-2-Montage vollständig zu untersuchen, auf alle Phasen spezialisiertes deutsches Personal zu befragen und dann tatsächlich mehrere Raketen über die Nordsee abzufeuern. „The Allies Learn To Launch an Aero-Ballistic Guided Missile“ war ein britisches Projekt mit der offiziellen Bezeichnung „Operation Backfire“, das ins Leben gerufen wurde, um das Wissen und die Fähigkeiten von Lenkflugkörpern zu vermitteln. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Tests veröffentlichte das Kriegsministerium in London einen fünfbändigen Bericht, in dem diese Operationen detailliert beschrieben wurden.
Schon vor dem Ende der Feindseligkeiten in Europa, begann bereits der Wettlauf um die Entdeckung und Eroberung der Geheimnisse der deutschen Raketen.

Zu den Überlegungen gehörten: ein sicherer und leistungsfähiger Startplatz; Einrichtungen; Bodenunterstützungsausrüstung; Flughardware; und ein kompetentes und kompetentes Arbeitsteam. Als Standort wählten die Briten einen verlassenen Geschützplatz der deutschen Marine in der Nähe von Cuxhaven an der Nordseeküste. Da der Standort bereits über Radarstandorte verfügte, eignete er sich gut zum Testen dieser neuen Raketentechnologie. Außerdem verfügte der Standort bereits über Gleisanschlüsse und einen Teil der für den Betrieb erforderlichen Infrastruktur. Das Gebiet von Cuxhaven wurde bereits in den 1930er Jahren für Amateurraketentests genutzt.

Die Unterstützungsaufgaben der Operation Backfire waren enorm, wurden jedoch relativ zügig ausgeführt. Beispielsweise benötigten 2.000 kanadische Ingenieure drei Wochen für den Bau der V-2-Montageanlagen sowie der Test- und Prüfhangars, einschließlich einer 300 Fuß langen Anlage, die komplett mit einem 10-Tonnen-Laufkran ausgestattet war. Den Kanadiern war es gelungen, innerhalb von zwei Wochen aus Teilen einer militärischen Bailey-Brücke einen vertikalen Kassenstand für die Startanlage zu bauen.

Die letzten Tage der V-2-Division führten zur Bildung des Altenwalde Versuchskommando (AVKO) für Backfire-Tests. Hierbei handelte es sich um eine Gruppe gefangener V-2-Feldtruppen – Männer, die V-2 im Kampf eingesetzt hatten und über die praktischsten Kenntnisse der Feldlogistik und -operationen verfügten.

Am Morgen des 2. Juli 1945 wurden die Deutschen in das nahe gelegene britische Lager Altenwalde gebracht. Von der ehemaligen Krupp-Waffenversuchsanlage blieb nur noch der Gebäude- und Ladenkomplex übrig. Nach einer gründlichen Reinigung boten die ehemaligen Kasernen der Kriegsmarine eine freundliche und komfortable Unterkunft, insbesondere im Vergleich zu den früheren Lagern in Belgien. In den umliegenden Schuppen fanden sie einige stark zerstörte Werkzeuge und Geräte, die zur vorherigen Anlage gehört hatten. Den Deutschen war bereits von den Plänen erzählt worden, die Werkstätten und die Ausrüstung als Vorbereitung auf die bevorstehenden britischen Tests zu modernisieren, aber es war sicherlich klar, dass neue Anschaffungen erfolgen mussten, bevor sichtbare Arbeiten durchgeführt werden konnten. Mit großen Schwierigkeiten organisierte Major Matheis die operative Verwaltung der V-2-Truppen. Es stand ihnen buchstäblich nichts zur Verfügung. Es gab nur wenige Bleistifte und die Männer waren gezwungen, ihre eigenen Lineale und Zirkel herzustellen.  Die Deutschen wollten jedoch schnell beginnen und dachten, je früher sie ihre Aufgaben erledigten, desto eher könnten sie freigelassen werden, um nach ihren Familien zu sehen. In Anlehnung an den früheren Jargon der Kriegseinsatzbatterien nahm die Gruppe den Namen Versuchskommando Altenwalde (AVKO) an. Der Befehlshaber der Gruppe ist der deutsche Oberstleutnant Weber, ehemaliger Kommandeur des Artillerie-Regiments (mot.) 901 (Bataillon 836), Division z.V., Gruppe Süd. Der Name des britischen Projekts wird als Operation Backfire angegeben. Die V-2-Männer wurden durch die notwendigen zahlreichen Hilfskräfte ergänzt, die aus dem 736. Arbeitslager kamen. Ende Juli wurde das Kommando durch die Aufnahme einer großen Zahl Zivilisten erheblich erweitert. AVKO hatte zahlreiche Wissenschaftler und Fachkräfte aus Peenemünde und dem Mittelwerk angeworben, um die bestehende Belegschaft zu ergänzen.  Direktor Lindenberg und Professor Wierer leiteten die technischen Werkstätten, während Arthur Rudolph die Fertigungsabteilung leitete. Alle Abteilungen standen unter der Aufsicht des British Technical Team, einer Gruppe ausgewählter Experten in wichtigen Fachgebieten. Schließlich wurde eine nahezu identische Regelung erreicht, die die technischen, fertigungstechnischen und betrieblichen Abläufe der Kriegszeit widerspiegelte. Die Schwierigkeiten zwischen den Werken wurden schnell gelöst, da die Deutschen die Notwendigkeit erkannten, das gemeinsame Ziel zu erreichen.   Als die Mitglieder der V-2-Division in Altenwalde ankamen, kamen sie als Kriegsgefangene. Doch am 20. Juli 1945 erhielt das Kommando den Status „Entwaffnetes deutsches Personal“ und war der Weisung seiner eigenen Kommandeure unterstellt. Sie durften sich frei bewegen und erhielten von den Briten für ihre Dienste militärischen Lohn, wobei ihnen nach Abschluss ihrer Arbeit in Cuxhaven ein zusätzlicher Lohn versprochen wurde. Obwohl ihre Arbeit unter den ärmsten Bedingungen begonnen hatte, dauerte es nicht lange, bis sich die Bedingungen verbesserten. Eine geräumige Montagehalle und ein beeindruckender Testturm waren nur einige der von Royal Engineers errichteten Verbesserungen. In der Nähe des eigentlichen Schießplatzes, der im Wald direkt vor der Küste liegt, wurden in umfangreichen Arbeiten neue Betonstraßen gebaut. An diesem Standort werden auch große Betonbunker zur Feuerkontrolle und -beobachtung errichtet.  Jeden Tag um 17:00 Uhr verkündete die Sirene nach einem anstrengenden Arbeitstag das Ende der Schicht. Die Männer strömten aus den Büros und Geschäften und gingen die Straße zu ihren Quartieren entlang. Das Lager wurde zum „Zuhause“. Dieses Gefühl verstärkte sich bei denen, die aus offiziellen Gründen in andere Gebiete des vom Krieg zerstörten Deutschlands reisen durften. In Altenwalde, einem vom Kriegssturm verschonten Ort, verspürten sie ein Gemeinschaftsgefühl. Im September endete die Arbeit der Deutschen mit der Produktion von insgesamt acht V-2-Raketen. Als Datum der ersten Schießerei wurde der 27. September 1945 bekannt gegeben. Als der Tag näher rückte, verspürten alle eine nervöse Anspannung. Die erste Rakete wurde wenige Tage vor dem Start zur Abschussposition geschleppt. Es befand sich unter einem Lagerzelt und wurde von einer britischen Sonderwache bewacht.
Mit ein paar Tagen Verspätung war die erste Rakete endlich fertig. Der 1. Oktober 1945 brach mit grauem Himmel und zunehmender Spannung im Lager an. Alle fragten sich, ob der Start heute stattfinden würde. Die englischen Offiziere äußerten ihre Zweifel, es wurde aber trotzdem ein Versuch unternommen. Die Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend. Nach zwei fehlgeschlagenen Zündversuchen musste die Rakete entladen werden. Die deutschen Feuertrupps ließen sich davon jedoch nicht entmutigen. Viele solcher Verzögerungen hatten die Feuertrupps während Kriegseinsätzen erlebt; Dennoch verurteilten einige britische Offiziere das Gerät als zu kompliziert.  Der 2. Oktober 1945 war ein schöner Tag mit sonnigem Himmel. Das Vertrauen war groß und der Start verlief perfekt. Die Rakete stieg durch Brennschluss hindurch in den blauen Himmel. Freude und emotionale Erleichterung erfassten das deutsche Kommando. Dazu kam die Begeisterung der britischen Soldaten. Den Soldaten der V-2-Division wurde eine aufrichtige Danksagung ausgesprochen.  Im Sommer 1945 gingen die britischen Behörden zunächst davon aus, dass mindestens dreißig V-2-Raketen für die Backfire-Tests in der Nähe von Cuxhaven in Deutschland zusammengebaut werden würden. Aufgrund der Materialknappheit wurden jedoch nur acht Raketen zusammengebaut und davon nur drei gestartet. Glaubt man den Gerüchten, die im Juli 1945 kursierten, wurden mehr als 200 V-2-Raketen nach Altenwalde transportiert und das überschüssige Material nach Abschluss der Tests in der Bucht versenkt, Dokumente, die dies bestätigen, wurden jedoch nicht gefunden weit. Nach Abschluss der Tests kehrten die ehemaligen Männer der V-2-Division in die deutsche Gesellschaft zurück, um ein neues Leben zu beginnen.

Eine Gleitbombe Blohm & Voss BV 143 auf einer Walter Rohrschleuder Typ 1 auf dem Marine Artillerie Schießplatz Altenwalde.
Quelle: gemeinfrei


Bereits Ende 1944 zwang die immer weiter Richtung Reichsgebiet vorrückende Sowjetarmee für die Verlegung von Teilen der V1 Versuchsanstalt in Karlshagen-Penemünde/MV mit Gerät, Personal und Wissenschaftlern zum Schießplatz nach Altenwalde.
Ab Februar 1945 begannen dann unter Führung der Waffen-SS Versuche, mit der reichweitengesteigerten Version F1 der Fiessler 103 (Vergeltungswaffe 1). Die für diese Versuche notwendige Startrampe wurde im Spätherbst 1944 mit einer Orientierung von 312° aufgebaut. Über dem Watt wurde die Flugrichtung mittels des Kontaktlaufwerks am Steuergerät auf den Kurs von 347° geändert. Die Versuchsmodelle hatten eine gewollt torkelnde wellenförmige Flugbewegung, die ein Abschuß durch feindliche Jäger erschweren sollte. Der Abschuß eines einzelnen V1 - Marschflugkörpers kostete damals 119,600 Reichsmark.
Die Soll-Flugrichtung war entlang der dänischen Küste angelegt, damit die Versuche von dort aus überwacht werden konnten. Die Testreichweiten lagen bei 225 km und 340 km. In diesen Bereichen konnte der Abstieg von jeweils mehreren Stationen auf dem Festland verfolgt und vermessen werden. Hierfür nutzte man die Messgeräte der verschiedenen Nachtjagdzonen der Kammhuber Linie, entlang der nordfrisischen und dänischen Nordseeküste. Allerdings gab es diverse Fehlschüsse die bereits kurz nach dem Start wieder zu Boden stürzten, ganz zum Leid der umliegenden Bauern. Oft kam es bei Abstürzen zu Flächenbränden, die ihre Weiden und Felder in Mitleidenschaft zogen. Eine Fiessler Fi 103 soll nach dem Start nicht nach Norden geflogen sein, sondern steuerte in Richtung Bremervörde. Irgendwann drehte sie wieder um und kam zurück nach Altenwalde, wo sie im näheren Umfeld zu Boden stürzte. Zeitzeugen berichteten nach dem Krieg immer wieder von den markanten Triebwerkgeräuschen der V1, vor allen Dingen wenn die Aggregate auf dem Prüfstand liefen. Bis Ende 1945 sollen bis zu 29 der Flugbomben auf dem Schießplatz Altenwalde gelagert worden sein. Der Versuchsstand mit dem Katapult befand sich damals in der Nähe des ehemaligen Feuerlöschteichs des Westtores. Hier betrieb die Bundeswehr später ihren Scheibenhof der Standortverwaltung. Ein Gebäude, in dem seinerzeit Komponenten der V1 zusammengebaut wurden steht heute noch. Allerdings gibt es durch diverse Umbauarbeiten überhaupt keine Hinweise mehr auf die Zeit der Raketenforschung an dieser Stelle.
Leitung für dieser Versuchsreihe in Altenwalde hatte vermutlich SS-Obergruppenführer
Hans Kammler.

Offenbar gab es im Bereich des Schießplatzes Altenwalde weitere Abschußkatapulte. Dies scheint nach Auswertung der Alliierten im September 1945 laut dieser Zeichnung nicht ausgeschlossen zu sein (Firing-Sites). Die genauen Standorte sind allerdings nicht bekannt.

Diverse Raketenreste nach Kriegsende in einem Waldstück am Westtor, rechts ein Heckflügel einer Fiessler Fi 103 (V1).
Quelle: http://www.v2rocket.com

Weitere Reste einer V1 im angrenzenden Waldstück des Versuchsstandes.


Quelle: http://www.v2rocket.com

Das zerstörte Katapult der Versuchsanlage in Altenwalde.
Quelle: http://www.v2rocket.com

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