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Als 1859 die Kriegsgefahr wieder aufloderte, begann das Königreich von Hannover (1814-1866) darüber nachzudenken seine Küsten entsprechend zu schützen. Davon war das von der Stadt Hamburg geführte Amt Ritzebüttel (1394–1864) bis dato allerdings noch weit entfernt. Der preußische Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke erkannte allerdings schon früh, dass ein mit großer Bewaffnung an der Spitze Ritzebüttels bei der Kugelbake gebautes Fort, die Mündung zu beiden Ufern hin sichern würde. 1860 erschien dann der erste preußische Ingenieursoffizier, um die Situation vor Ort zu inspizieren. 1862 besichtigte Moltke selbst mit einer 22 köpfigen Delegation die beabsichtigten Maßnahmen. 1866 überschattete der dänisch/preußische Krieg das Land, blieb für das Amt Ritzebüttel allerdings ohne Auswirkung. 1866 kam es dann zum Zusammenschluss der norddeutschen Provinzen zum Norddeutschen Bund (1866 - 1871). 1867 legte Preußen dann die ersten Pläne für eine Küstenbefestigungsanlage bei der Kugelbake vor. Die fünfeckige Form, bekam sie vom scharfen Verlauf der Deichlinie an dieser Stelle. Den Namen des bekannten Seezeichens und heutigen Wappens der Stadt Cuxhaven an der nördlichsten Spitze Niedersachsens.
1868 wurde der preußische Ingenieursoffizier Hauptmann Labes zum Bauleiter ernannt, aber aus Mangel an Devisen wurden die Arbeiten noch nicht begonnen. Erst 1869 wurde das Geld genehmigt und es konnte los gehen. Anfangs mussten die entsprechenden Ländereien erst einmal erworben werden, dann konnten die Erdarbeiten beginnen. Das Baumaterial musste dazu mühevoll herangeschafft werden. Steine, Sand Ziegel wurden anfangs über die behelfsmäßig befestigten Straßen herangeschafft. Im weiteren Verlauf wurde ein Anleger gebaut, an dem Schiffe das Material nahezu direkt an der Baustelle anliefern konnten.

Unerwartet begann am 19. Juli 1870 der deutsch/französische Krieg und warf die begonnenen Bauarbeiten über den Haufen. Zur Sicherung der Elbündung musste kurzfristig auf den Bau einer provisorischen Schanze umgeschwenkt werden, um einem Einbruch mit Kriegsschiffen von See her zuvor zu kommen. (Siehe hier)

Gleich nach Ende dieser Konfrontation und der Unterzeichnung eines Vorfriedens durch die französische Regierung in Paris am 10.05.1871, gingen die Bauarbeiten des Fort Kugelbake umgehend weiter. Frisches Geld aus den französischen Reparationszahlungen, kam zu diesem Zeitpunkt gerade rechtzeitig. Als erstes wurden sämtliche Erdbauten der provisorischen Festung wieder abgetragen. Während der weiteren Maßnahmen kamen dann aber viele unerwartete Probleme zum Vorschein. So sorgte unter anderem der schlechte Untergrund für Gebäudeabsackungen. Zum großen Teil musste der neue Oberbau wieder entfernt und erneut aufgebaut werden. Auch von unten drückte das Grundwasser und durch den Deich Qualmwasser von der Elbe her in das Bauwerk. Außerdem sickerte Regen durch die Betondecken der Kasematten in die Festung. Insgesamt sorgte also Wasser und Feuchtigkeit für die größten Sorgen.
Weiterhin gab es aus militärischer Sicht Einwände gegen bestimmte Ausführungen der Planungen. Unter anderem wurden Bedenken wegen der langen Wege vom Munitionshauptlager zu den einzelnen Geschützen laut. Der hierdurch im Gefecht zu erwartende Zeitverlust des Nachschubs, wurde als "mangelhaft" bewertet. Auch gab es Unmut gegen die geplante Bewaffnung der Anlage. So waren 6 x 28 cm. und 4 x 21 cm. Ringkanonen eingeplant. Man sah hier ein Risiko auf Grund der ähnlichen Kaliber. Der Bedarf von 10 x 28 cm. Ringkanonen auf beiden Farcen, wurde mit Nachdruck gefordert.
Die Feuchtigkeit im Gebäude sorgte aber noch für ein ganz anderes Problem. Das damals verwendete Schwarzpulver war sehr hydrophil und zog Wasserpartikel an. Diese chemische Reaktion mit dem Sprengstoff machte ihn somit unbrauchbar. Auch hier musste kurzerhand eine Lösung durch Belüftungsmaßnahmen gefunden werden.

Am 8. August 1879 konnten die primären Bauarbeiten des
Fort Kugelbake abgeschlossen und die Batterie einsatzklar gemeldet werden. Letztendlich wurden doch 10 x 28 cm. Ringkanonen in hoher Küstenlafette auf den beiden seewärtigen Flanken und je 4 x 12 cm Feldgeschütze auf der linken Seitenflanken aufgebaut. Die Nahverteidigung wurde durch Handfeuerwaffen und Gewehre sichergestellt.

Eine militärische Begutachtung ergab allerdings bereits vor Fertigstellung der Festung, dass die alleinige Verteidigung des
Fort Kugelbake gegen einen Großangriff von See her nicht lange stand halten würde. Schon da gab es Entwürfe weiterer geplanter Abwehrstellungen entlang des Cuxhavener Küstenstreifens.

Linke Farce

Rechte Farce


Die Festung

Das „Fort Kugelbake“ war eine Verteidigungsanlage zum Schutz der Elbmündung gegen einfahrende gegnerische Kriegsschiffe und eventuelle Landungsversuche feindlicher Truppen, es liegt an der nördlichen Festlandsspitze des heutigen Bundeslandes Niedersachsen. Die Festung wurde noch nach altem Vorbild, mit hohen Brüstungen von 8 Metern Höhe und 10 Metern Dicke errichtet. Der Grundriss ist fünfeckig mit nach außen gebrochener Kopffront. Sie verfügt über insgesamt 10 Raumstandorte für die Aufstellung von schweren Geschützen hinter einer Betonbrüstung und Hohlriegeln aus Ziegelmauerwerk. Unterteilt ist diese Front in eine linke wie auch eine rechte Flanke auf. Weiterhin gibt es eine linke Seitenflanke, die durch leichte Geschütze gesichert wurde.
Zwischen dem Seedeich und der Böschung der Kasematten, verläuft heute noch die Brüstungsmauer, die eine Höhe von etwa drei Metern aufweist. Sie führt über die gesamte Länge parallel zu den beiden vorderen Frontkasematten und bildet zum Deich hin einen tiefen trockenen Abwehrgraben.
Rückseitig befindet sich der 12 – 18 Meter breite und 2 - 3 Meter tiefe Wallgraben, der die Festung nach Südosten hin absicherte. Der Bereich der Festungsspitze war für den Einsatz von Musketenfeuer vorgesehen.

Quelle: Abschlussbericht des Interalliierten Kontrollausschusses des Völkerbundes 1922

Die vom Wallgraben geschützte Kaponiere auf der Südostseite der Festung. Von hier aus sollte Musketenfeuer den Versuch von Erstürmungsangriffen verhindern.

Das Blockhaus der Fortwache, von hier aus wurde im Bedarfsfall ebenfalls Musketenfeuer zum Schutz  eingesetzt.

Die hinter der Brücke verlaufende Torpoterne durch den südöstlichen Schutzwall. Gut zu erkennen, das Schmalspurgleis über das Geschosse, Pulver und weitere Materialien in das Fort transportiert werden konnten.

Das Fort Kugelbake im August 2024. Trotz der inzwischen deutlich zugenommenen Vegetation, sind die markanten Formen der Anlage gut zu erkennen.

  • Länge der linken Flanke: 94 Meter
  • Länge der rechten Flanke: 86,20 Meter
  • Länge der linken seitlichen Seitenfront: 56,50 Meter
  • Länge der rechten seitlichen Seitenfront: 54,60 Meter
  • Länge der rückseitigen Front: 109,50 Meter

In beiden Flankenabschnitten, gibt es eine Anzahl verschiedener Räume. Neben Unterkunftskammern und Versorgungsberichen für die Besatzung, sind dies in erster Linie Projektilkammern, Pulverlagern und Laufgänge. Zwischen diesen Abteilen lagen sogenannte Hohlschwellen, die über Fahrstühle mit den Geschützständen auf der Kasematte verbunden waren. Mit diesen Transportmitteln wurde die Munition zu den schweren Waffen hochgefördert.

Der Laufgang durch die rechte Farce, unter den Holzbohlen ist noch einmal gut einen Meter Freiraum. Hierdurch wurde anfallendes Wasser abgeleitet.

Die Projektil-Hauptkammer in der rechten Farce. Zu sehen sind 28 cm. Geschossköpfe.

Auf der Frontspitze befindet sich eine gewölbeartige Halle, über die ein starker 200 cm Suchscheinwerfer per Fahrstuhl ausgefahren werden konnte. Dieser Bau war nach außenhin mit einem Netz von Stacheldrähten gesichert.
Auf der Rückfront befindet sich zur Hofseite die Zentraltraverse. Darin gab es einen Generatorraum, dessen Aggregate die gesamte Festungsanlage und den Scheinwerfer mit Strom versorgten. Weiterhin befanden sich in diesem Trakt die Werkstatt und ein Materiallager. Oben auf der Zentraltraverse gab es zudem einen Feuerleitstand aus Stahlbeton.

Auf dem Hof gab es einige aus Holz errichtete Baracken, sowie feste Bauwerke. Hierbei handelte es sich um den Brunnen, die Latrine, die Offiziersspeisebaracke, ein Versorgungsbaracke für die Soldaten, eine Küchenbaracke sowie eine Artilleriebaracke.
Die Zufahrt zum Fort führte über einen festen Erddamm, der den rückseitigen Wallgraben überquerte. Die Straße zieht sich weiter durch einen gewölbten Gang, der durch die Eingangskasematte an der Brüstung zur rechten Flanke verläuft. Bevor die Zufahrtsstraße den Graben überquert, passiert sie auf der rechten Seite noch das Blockhaus der Fortwache. 

Offiziere mit Familienangehörigen im Außengarten. Im Hintergrund das Blockhaus der Fortwache an der Brücke über den Wallgraben. Rechts die erst später gebaute Offiziersbaracke. Ein genaues Aufnahmedatum gibt es nicht, aber vermutlich nach 1900.

Aus einer anderen Perspektive, man erkennt das Ende der rechten Farce (rechte Flanke) des Forts.

Die eigentliche Batterie war wie schon erwähnt auf der linken wie rechten Frontkasematte zu jeweils 5 Stück a 28 cm. Ringkanonen aufgestellt. Jede dieser Kanonen war zwischen jeweils 2 mächtigen Würfeltraversen aus Klinkern und Erdaufschüttungen zum Schutz gegen Feindbeschuss aufgestellt. An ihrer Vorderseite waren die Geschützlafetten mit starke Bolzen gesichert. Auf deren Rückseite lagen sie mit ihren quer gestellten Eisenrollen auf einem im Boden versenkten Schienensystem, dass in einem Viertelkreis verlief. Um die schweren Geschütze seitlich schwenken zu können, benötigte man ausreichend Personal, über eine Kurbel war dies technisch zu der Zeit nur durch Muskelkraft möglich. Über die komplette Traverse verlief zudem eine Schmalspurbahn für Transportwagen, auf der die bis zu einer viertel Tonne schweren 28 cm. Panzersprenggranaten bewegt werden konnten. An jeder einzelnen Lafette befand sich dann ein kleiner Kran, über den die Projektile dem Geschütz zugeführt werden konnten. Die hoizontale Ausrichtung des Rohres, erfolgte ebenfalls per Muskelkraft und einem Handrad.
Die Lagerung der Munition wurde in verschiedenen Räumen streng nach Geschossen, Pulver und Kartuschen getrennt unter der Kasematte gelagert. Der Bestand in der Festung betrug etwa 3 - 4000 Granaten (etwa 1000 Tonnen) und 150 - 200 Tonnen Schwarzpulver. Über ein ausgeklügeltes Belüftungssystem bestand ein permanenter Luftstrom in der Anlage, der die unerwünschte Feuchtigkeit so gut es ging abführte.


Angaben zur 28 cm-Mantelringkanone RK L/22:

  • Gewicht der Gußstahlkanone 27,5 t
  • Länge des Rohres 6,20 m. (Das 22- fache des Kalibers)
  • Gewicht der Lafette 14,0 t
  • Feuerhöhe des Rohres 2,46 m
  • Pulverladung PP c/75 - 58,0 kg

Zwischenzeitlich war es der Firma Krupp gelungen, die mechanische Leistung der Ringkanone so zu erhöhen. Zum Beispiel konnte eine Hartgussgranate c/76 mit einem Gewicht von 234.7 kg, eine 305 mm starke Panzerplatte mit Hinterlage auf 1.500 m Entfernung durchschlagen.

Küstenlafette für 21 cm. Ringkanone der Fa. Krupp (Maßstab 1:20), diese Geschütze waren vorerst in der Festung Kugelbake verbaut.

Lange 28 cm. Ringkanone in hoher Küsten - Lafette von Krupp, wie sie zur endgültigen Fertigstellung des Forts montiert waren.

Eine 28 cm. Ringkanone RL 22 in hoher Küstenlafette  in ihrer Bettung im Fort Kugelbake. Rechts gut erkennbar eine der Hohltraversen, markante Bauart für diese Festung.

Eine Ringkanone beim Abschuss, Kalibergröße vermutlich 28 cm. Die Aufnahme wurde nicht im Fort Kugelbake aufgenommen. Das Umfeld der Bettung mit den Abmaßen passt nicht dazu.


Schon wenige Jahre nach Fertigstellung des Fort Kugelbake, wurde die defensive Verteidigung dieses Festungstyps gegen die Auswirkung moderner Artilleriegranaten in Frage gestellt. Diese noch größtenteils durch Ziegel und Erdaufschüttungen gebauten älteren Anlagen, hätten im Gefechtsfall den inzwischen drallgeführten Geschossen mit neuartigen Sprengstoffen nur noch bedingt standhalten können. Nachfolgende Fotifikationen wurden inzwischen aus Stahlbeton erbaut.
Man entschied sich also dazu, gemauerte Fortanlagen kurzfristig mit zusätzlichen Betondecken und Stahlarmierungen zu versehen. Ein meterdickes Sandposter sollte zudem die Detonation einschlagender Geschosse dämpfen. Weiterhin wurden sämtliche Fenster, Eingänge, Licht- und Luftschächte im Querschnitt verkleinert oder mit entsprechenden Stahlschotten versehen.
Für das Fort Kugelbake hielten sich dementsprechende Umbauten im kostengünstigen Rahmen. Vermutlich sah man die Kampfwertkraft der Anlage inzwischen als nicht mehr ganz so bedeusam an, da es im näheren Umfeld inzwischen weit modernere Anlagen gab. Außerdem war die deutsche Hochseeflotte inzwischen sehr stark aufgerüstet worden, um die Seewege des Reiches vor den Küsten und Flussmündungen zu sichern. Zumal gab es inzwischen ein weiteres abschreckendes Kriegsgerät was gegnerische Flotten abhielt in die Nähe der Küsten vorzudringen, die Seemine.


Die Zentraltraverse

Bis 1897 wurde im Rahmen der Verstärkung die sogenannte Mitteltraverse erreichtet. In ihrem Inneren gab es eine Anzahl neuer Räume, darunter eine Werkstatt, ein Lager und den Generatorraum, in dem die sich die Aggregate für die Stromversorgung der gesamten Anlage, sowie für den später installierten 200 cm Suchscheinwerfer befanden. Oben auf dem Trakt wurde ein Feuerleitbunker zur Steuerung des Artilleriefeuers aus Beton gegossen.

Eine Zeichnung der Zentraltraverse um 1910. Mit freundlicher Genehmigung durch Robert M. Jurga
https://robertjurga.pl/english

Quelle: Fotosammlung aus dem Fort Kugelbake

Links:
Im Maschinenraum der Mitteltraverse befanden sich 4 x Generatorsätze, die mit jeweils 20 PS Einzylinder - Rohölmotoren ausgestattet waren. Die liegenden Zylinder wurden über eine Schub- und Druckstange mit dem Schwungrad verbunden und erinnerten mehr an eine Dampfmaschine, als an einen Selbstzünder. Die Generatoren lieferten Strom für das gesamte Fort. Dazu kam im Kampfeinsatz der Betrieb der Hubmotoren für die Munitions- und Rohrfahrstühle, und bei Bedarf für die Lichtbogenlampe des 200 cm. Suchscheinwerfers.
Quelle: Gerd Wildfang


Der Suchscheinwerfer

Um die Jahrhundertwende 1900 war man von der elektronischen Ortung einer Position von Schiffen mit Messgräte noch weit entfernt. 1904 erfand Christian Hülsmeyer das erste Radiowellenmessgerät, mit dem es möglich war größere metallische Objekte auf 3 Kilometern Entfernung zu Orten und nannte es Telemobilskop. Aber bevor diese Art von Ortungsgeräten zur Nutzung tauglich waren, vergingen noch viele Jahre.
Gerade Nachts war es schwierig, feindliche Schiffseinheiten effektiv zu lokalisieren. Um akustisch aufgenommene Meldungen zu Identifizieren, blieb nur die Möglichkeit, die zu vermutenden Objekte anzuleuchten. In den Flussmündungen waren hierzu Schiffe verankert worden, die mit starken Scheinwerfern ausgestattet waren und diese Aufgabe übernahmen. Für die Elbmündung erschien dies allerdings nicht ausreichend zu sein. 1905 wurde der Bedarf eines fest installierten Hochleistungsscheinwerfers gefordert, der eine Leuchtweite von mindestens 3 Kilometern aufweisen muss. Erst 1911 konnte Siemens einen 200 cm Scheinwerfer mit einer Leistung von 300 Mio. Candela und einer Reichweite von 4,5 Kilometern Entfernung ausliefern. Es war eines der leistungsfähigsten Modelle seiner Zeit. Sein einsatzmäßiger Standort war auf der Nordspitze des Forts, in einem neu gebauten dickwandigen Betonschutzbunker. Dort war er auf einem Transportwagen verbaut, mit dem er auf Schienen zum Fahrstuhl gefahren werden konnte. Dieser hob ihn im Bedarfsfall dann nach oben.

Quelle: Gerd Wildfang, M.B.

Der seinerzeit größte Suchscheinwerfer an seinem Platz an der Nordspitze des Fort Kugelbake. Mit freundlicher Genehmigung durch Robert M. Jurga
https://robertjurga.pl/english

Der heute noch existierende Betonschutzbunker, in den der Scheinwerfer gegebenenfalls hoch gefahren werden konnte.
Quelle: M.B.


Die Besatzungen des Forts seit der Fertigstellung

Während der Friedenszeit waren Artilleristen, die im Fort Kugelbake ihren Dienst verrichteten, aus den Reihen des Heeres. Aus Mangel eigener militärischer Unterkünfte, waren sie größtenteils in Privatquartieren untergebracht. Dies brachte deren Vermietern in der damals schwierigen Zeit, ein gutes Zubrot bei. Seinerzeit gab es weder eine entsprechende Kaserne, geschweige denn Unterkunftsbaracken in der Nähe der Festung. In der Kriegszeit wurde die Anlage personell aufgestockt, zumal mussten die Soldaten ständig anwesend sein. In den beengten Mannschaftsunterkünften blieb dann nur die Möglichkeit seinen Schlaf in einer Hängematte zu verrichten, Privatsphäre gab es nicht.
Neben dem Geschützexerzieren und den weiteren militärischen Aufgaben die täglich getätigt werden mussten, war der Dienst im Fort Kugelbake allerdings nicht sehr abwechslungsreich. Entsprechende Freizeitmögichkeiten wie heutzutage, gab es einfach nicht. Vor allem in den dunklen Wintermonaten fiel vielen sprichwörtlich die Decke auf den Kopf. Wer kein entsprechendes Hobby wie basteln, malen oder sonst etwas hatte, wurde schnell schwermütig. Zumal ließ die nicht in den Griff zu bekommende permanente Feuchtigkeit im Gebäude kein Wohlgefühl aufkommen. Im den wärmeren Monaten versuchte man sich zu mindest durch Gartenarbeit abzulenken.

Die Geschütze wurden anfangs durch die 3. Kompanie des Fußartillerie - Battallions aus Schleswig/SH. besetzt. Anschließend zog das Pommersche Fußartillerie - Regiment Nr. 2 in das Fort ein. Im April übernahmen dann Einheiten der III. Matrosen-Artillerie-Abteilung aus Lehe/Brhv. die Bedienung der Geschütze. 
Mit dem Bau der Seedeichkaserne/Grimmershörn wurde die 2. Kompanie der III. Matrosenartillerie komplett nach Cuxhaven verlegt. Sie war auch der Grundstein für die Nachfolgende IV. Marine-Artillerie-Abteilung/Cuxhaven. Mit diesem Übergang, übernahm die 2. Kompanie der IV. M.A.A dann die Aufgabe zur Besetzung des Fort Kugelbake..
Der Vorteil von Marinesoldaten gegenüber den Heeressoldaten war deren artilleristische Ausbildung. Diese waren durch die Schiffsartillerie besser geschult, bewegliche Ziele unter Feuer zu nehmen als ihre Kameraden an Land.

Eine Besatzung des Fort Kugelbake während der Kriegsjahre 1914-1918

Eine Wachmannschaft vor der Offiziersbaracke angetreten, rechts im Hintergrund die Wallanlage der Festung - 18 Januar 1917.


Übungsschießen

Um im Gefechtsfall treffsichere Schüsse zu erwirken, führten die Cuxhavener Geschützbatterien regelmäßiges Übungsschießen durch. Meistens wurde dieses Geschützexerzieren mit Schüssen auf von Schleppern gezogenen Holzzielen im Elbfahrwasser durchgeführt. Hierzu wurde das Fahrwasser in dieser Zeit komplett gesperrt.


Die Bilder unten zeigen Ausschnitte eines Gemäldes, dass ein solches Exerzierschießen wiedergibt. Die sehr detaillierte Darstellung, gibt einen sehr guten Einblick in die Zeit vom Frühjahr 1915 wieder. Gemalt wurde das Bild durch den Festungsmaler Andre Brauch, der sich auf diese Art von historischen Architekturen spezialisiert hat. Ich bedanke mich für die Möglichkeit, diese Bilder hier zeigen zu dürfen.
Quelle:
https://festungsmaler-andre-brauch.de/

Die linke Farce des Fort Kugelbake, feuert eine Salve auf ein geschlepptes Seeziel. Ganz rechts erkennt man die Uferbatterie Kugelbake.

Dieser sehr detallierte Ausschnitt, gibt einen realen Blick in die damalige Zeit wieder.

Ausschnitt der rechten Farce mit den 28 cm. Ringkanonen und einem Kommandoposten links unten.

Ausschnitt der rechten Flanke mit dem anschließenden Wallgraben.

Linker Flankenwall mit 4 x 15 cm. Ringkanonen auf Küstenlafetten.

Die erst 1900 fertiggestellte Uferbatterie Kugelbake mit ihren 10,5 cm Schnellfeuerkanonen, schloß sich gleich im Anschluß auf der Südostseite des Fort Kugelbake an.


Die Zeit während des ersten Weltkriegs bis zur Demilitarisierung der Anlage

Weder vor, noch während des ersten Weltkrieg, wurde das Fort Kugelbake jemals in ein aktives Gefecht mit gegnerischen Schiffsflotten verwickelt. Grund der Abschreckung einer feindlichen alliierten Invasion an der Elbmündung dürfte unter anderem wohl die Angst vor deutschen Minenfeldern, der starke Ausbau der modernen Festungsanlagen und das anspruchsvolle, tiedenabhängige Gewässer mit den vielen Sandbänken gewesen sein. Weiterhin lag die Priorität militärischer Offensiven bei den Alliierten offenbar nicht im Bereich der deutschen Küsten, sondern viel mehr bei den Frontabschnitten der Westfront.
Man hat es sich sogar erlauben können, fünf der 28 cm Ringkanonen samt Personal nach Flandern zu verlegen und die Festung Kugelbake damit deutlich zu schwächen.
Nach Kriegsende wurde die Anlage nach einer Bestandsaufnahme durch die interalliierte Kontrollkommission des Völkerbundes demilitarisiert und auch die letzten fünf 28 cm. Kanonen an die Sieger ausgehändigt. Ihr Verbleib blieb ebenso wie der fünf Geschütze die zur Flandernfront abgezogen wurden, ungeklärt. Die Fortanlage selbst, überstand die Prozedur der Abrüstung bis auf Sprengung einzelner Leitstände nahezu unbeschadet.

Quelle: Gerd Wildfang, M.B.


Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und der Einsatz des Forts als schwere Flakbatterie "Kugelbake" ab 1938

Nach der militärischen Entfestigung, wurde das Fort Kugelbake ab 1922 auf Grund seiner räumlichen Möglichkeiten eine Zeit lang als Munitionslager verwendet. Danach überlegte man von Seiten Hamburgs aus, das Fort komplett zu schleifen und das Gelände dem Kurpark zuzuführen. Man rechnete sich eine positive Entwicklung für des schon damals aufsteigende Seebad Cuxhaven aus. Bereits 1930 führte die Reichsmarine allerdings schon wieder erste Baumaßnahmen für die zukünftige Nutzung der Festung durch. Ab 1939 zog dann die 1. Batterie der Marineflakabteilung 214 Cuxhaven mit seinen vier 8,8 cm Flakgeschützen in das Areal ein. Weitere Maßnahmen militärischer Infrastruktur folgten.
Mehr dazu unter:
Flakbatterie Kugelbake

Noch in den 20er Jahren gab es verschiedene Entwürfe, wie eine Umgestaltung nach Abriss des Fort Kugelbake hätte aussehen können. Darunter dieser Vorschlag des Cuxhavener Architekten Bruno Feldmann. Schon damals dachte man offenbar an einen großen Urlaubskomplex direkt vor der Kugelbake, mit entsprechendem Hafen und Anlegern.

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